Mord in der Backstube, Band 4 der neuen Krimiserie aus La Palma
Tatort La Palma, Band 4

Leseprobe:

 

Dienstag 3.2.2012, Los Llanos, Gerichtsmedizin.

 

Es war eiskalt in dem fensterlosen Raum. Das bläuliche Licht aus Leuchtstoffröhren verstärkte diesen Eindruck noch. Doktor Álvarez stand an einem massiven Gestell aus Edelstahl, auf dem eine Leiche lag. Er entfernte das dünne, weiße Laken mit dem der leblose Körper abgedeckt war.

Den Anblick des bleichen Gesichtes hätte Inspector Acosta noch ertragen, aber der Brustkorb war nach der Obduktion nur nachlässig mit ein paar Nähten wieder geschlossen worden. Acosta merkte, wie sich ihm der Magen umdrehte und wandte schnell seinen Blick ab. „Und was...“ er schluckte krampfhaft, „was sind das nun für sensationelle Erkenntnisse, Doc?“

Emilio Álvarez machte ein schuldbewusstes Gesicht. „Ich habe mich leider blenden lassen von dieser schweren Wunde im Brustkorb,“ brummelte er. „Unfassbar! Dass mir so etwas entgehen konnte!“

„Was denn nun, Doc?“, fragte Acosta, überrascht von der ungewohnten Redeflut des Gerichtsarztes.

„Insulin!“

„Wieso Insulin?“

„ Das Opfer war zuckerkrank. Diabetes mellitus. Der hat täglich Insulin gebraucht. Erst nachdem ich mir die Leiche nochmals genauer angesehen habe, sind mir diese winzigen Einstichstellen an seinem Bauch aufgefallen. Der hat anscheinend so einen neuen Insulin-Pen benutzt. Kaum zu sehen die Einstiche der extrem feinen Nadel zwischen den Pigmentflecken. Hier, und hier. Schau mal, Octavio.“

Octavio Acosta zwang sich einen näheren Blick auf die Leiche zu werfen, aber außer unzähligen Leberflecken in allen Braunschattierungen konnte er nichts erkennen. „Mmnhja,“ brummelte er vage, was aber Doktor Álvarez erstaunlicherweise zu einer neuen Redeflut inspirierte.

„Außerdem... schau mal seine Augen! Die Pupillen sind unnatürlich geweitet! Und, was mich immer gestört hat, dieser friedliche Gesichtsausdruck des Opfers. Kannst du dir vorstellen, dass du ruhig und gelassen bleibst, während dir jemand ein Messer ins Herz rammt?“

Inspector Acosta konnte und wollte sich nicht vorstellen, wie er in, und schon gar nicht, wie er nach einer solchen prekären Situation ausgesehen hätte. Schon allein aus ästhetischen Gründen nicht. Wieder brummte er etwas, das sowohl Zustimmung als auch Ablehnung bedeuten konnte.

„Und wenn ihn jemand im Schlaf erwischt hat?“, meinte er dann.

„Da hätte er schon wie ein Toter schlafen müssen, um so gar keine Reaktion zu zeigen. Ich denke, der Mann war bewusstlos, als man ihn erstochen hat!“

„Du meinst, sternhagelvoll?“, hakte Acosta nach.

„Nein!“, widersprach Doktor Álvarez. „Der hatte nur eins Komma drei Promille Alkohol im Blut. Damit wird niemand bewusstlos! Ich denke, und damit sind wir wieder bei Diabetes mellitus, Insulin, den erweiterten Pupillen und dem friedlichen Gesichtsausdruck... also ich denke der Mann ist durch Hypoglykämie bewusstlos geworden und umgekippt.“

„Was ist dass denn?“, schnaufte der sichtlich überforderte Acosta.

Geschichten über Mord und Totschlag auf La Palma.

 

Die Protagonistin: das schon dezent angegraute Flower-Power-„Girl“ Maria Michaela Biermann, genannt "Mami".

Mami hat Pep, trinkt gern Bier, ermittelt jedoch keinesfalls bierernst. Zusammen mit ihrer besten Freundin Sara Benda tappt sie mehr zufällig-heiter in die Falle der Kriminalfälle und geht der Polizei mit ihrer eigenwilligen „Hilfe“ teils mächtig auf die Nerven.